Was macht einen Ort wirklich besonders?
Der Nebel, der sich in den Schoß der Berge fallen lässt?
Das Zirpen der Grillen beim Einschlafen?
Ein Gams Vater, der seinen Kindern ihr Reich zeigt?
Ein Fluss, der von seiner Reise wispert?
All dies gibt einem Ort den Zauber, aber besonders wird er durch uns.
Unsere Reise verschlägt uns nach Österreich, in die Nähe des Walchsee. Am Frühstückstisch belausche ich die anderen Gäste. Viele von ihnen kommen schon seit Jahrzehnten hier her, erst die Eltern, dann die Kinder. Rosi fragte uns, ob wir ein Ei möchten? Ich antworte schon seit 10 Tagen mit Ja. 10 Tage in denen ich mich frage, ob diese Familie eigentlich selber weiß, was sie leistet.
Sie schenkt uns ein warmes zu Hause.


Die Tage verfliegen, wie meine Gedanken im Kopf. So seltsam wie es klingt, nichts entspannt mich so sehr, wie laufen und essen. Wir steigen die Berge hoch und der Blick wird in mir immer klarer.
Von einer Wanderung möchte ich euch berichten:
Das Geschrei der Kühe

Heute ist ein grauer Tag. Meine Wanderschuhe quietschen, als wir die Sandstraße empor laufen. Unsere 4 Füße und 4 Pfoten spüren ein wenig die letzten Tage. Heute mal keine 1000 Höhenmeter. Über uns raschelt es, mehrere Paar-Ziegenaugen starren uns argwöhnisch an. Sie mumpeln ihr Gras, so wie man einen Berg besteigen sollte, gleichmäßig und nicht zu hastig.
Der Weg führt uns an mehreren Almen vorbei, hier ist kein Mensch. Als wir um eine Ecke biegen, sehen wir mehrere Kühe. Ich setze Fenja sofort auf meine Tasche. Das funktioniert bei uns nur, wenn die Kühe Fenja noch nicht gesehen haben. Mit einem Muh werden wir begrüßt. Ich laufe an den beiden zarten Damen vorbei. Gloria macht mich auf frisches Blut aufmerksam. Die Blutspur begleitet uns ab jetzt. Mal ist sie deutlicher und mal verschwindet sie fast gänzlich. Immer mal wieder wird die Ruhe jetzt zerreißen durch das Geschrei der Kühe.
Unser Kopf spielt uns Streiche. Es soll hier Wölfe geben. Quatsch, ermahne ich mich selbst. Es ist mitten am Tag. Der Gedanke, auf eine verletzte Kuh zu stoßen, ist natürlich auch nicht besser. Wir laufen durch eine Sänke und direkt auf eine große Herde Kühe zu. Diese weichen sofort verängstigt nach hinten aus, nur zwei Kühe mit Hörnern laufen direkt auf uns zu. Jetzt wird selbst mir anders. Es wirkt so, als würden die Beiden die Herde beschützen. Mein Gedanke wegzulaufen würde die Sache noch mehr zum Eskalieren bringen. Wir entscheiden uns, die Herde ein Stück zu umgehen, aber nicht zu fliehen. Es klappt, die Beiden laufen uns noch ein kleines Stück hinterher, dann lassen sie ab. Was für eine seltsame Situation.
Mit meinem Fernglas suche ich die Hügel ab und sehe einen Bauern, der hektisch und gestresst über eine Bergkuppe läuft. Was er genau macht, erkenne ich leider nicht. Die Blutspur ist mittlerweile kaum noch zu sehen. Wir laufen die letzten Meter zu einer betriebenen Alm. Es ist wirklich schön, wieder Menschen zu sehen und sich sicher zu fühlen. Im Gastraum werde ich von lauter Rock Musik begrüßt, so richtig sympathisch ist uns das hier nicht.
Den Schreck überstanden und gestärkt mit einer Knödelsuppe machen wir uns wieder auf den Weg. Auf meiner Jacke perlen die ersten Tropfen ab. Es fängt an zu regnen. In dem kleinen Tümpel, an dem wir vorbeilaufen, sehen wir viele kleine Wellen, die von den Regentropfen erzeugt werden. Ich denke, ich spinne, der Boden vibriert, über uns rennt mit einmal eine Herde Kühe auf uns zu. Geistesgegenwärtig schnappe ich mir Fenja und renne mit Gloria davon. Ich höre im Nacken das Schnaufen und Getrampel der Kühe, die auf uns zugetrieben werden. Zum Glück bremsen die Kühe ab. Wir sind wirklich in einen Kuhtrieb geraten.
Als ich die Bauern sehe, entschuldige ich mich noch, obwohl wir auf einem offiziellen Wanderweg sind. Aber als Antwort bekomme ich nur ein verschmitztes Lächeln.
Nachwort
Liebe Hundebesitzer,
zum Thema Kühe möchte ich euch folgenden Hinweis geben. Am Besten ihr haltet Abstand zu dem Weidevieh. Der Hund sollte angeleint sein. Es gibt Hinweistafeln, die vor Muttertieren warnen und sogar das Betreten mit Vierbeinern verbieten. Sollte es zu einer wirklichen Gefahrensituation kommen, ist der Hund sofort abzuleinen, damit er fliehen kann. Nehmt ihr euren Gefährten in so einem Moment hoch, kann es sein, dass ihr beide totgetrampelt werdet. Wir haben Fenja (Havaneser 7 Kg) hochgenommen, wenn die Kühe sie noch nicht gesehen haben. Das hat super funktioniert und die Kühe hatten kein Interesse an ihr.

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